Text: Christof Küng, CEO von CRO.SWISS – Film: Schweizer Fernsehen
Die Klimaschützer von Fridays for Future haben das Ziel ihrer Proteste im Januar 2020 mit Bedacht gewählt: Obwohl umfangmässig klein, spielt der Auftrag für die Adani-Kohlemine eine logistische Schlüsselrolle, da Siemens Signaltechnik für eine Bahnstrecke zum Abtransport der Kohle liefern soll und es nicht allzu viele Anbieter solcher Produkte gibt.
Das Beispiel zeigt: Klimaschutz muss Teil jeder verantwortungsbewussten Unternehmensführung sein. Gefordert sind dabei langfristige Strategien mit klarer Ausrichtung und einer entsprechenden Überwachung durch einen Chief Reputation Officer. Denn der Vorstandsvorsitzende eines Konzernes kann nicht jeden Auftrag selbst kennen.
Hätte Siemens die Position eines CRO bereits auf Konzernstufe, wäre folgendes Aufgefallen: Die Adani-Kohlemine ist ein gigantisches Projekt und nicht erst seit Dezember umstritten. Eine derart heikle Offerte hätte darum im Vorfeld sorgfältiger geprüft werden müssen.
Der Konzern wird jetzt wohl erst recht regelmässig im Visier der Klimaschützer sein. Denn ab jetzt werden vielleicht öfter die Firmenziele – der Klimaneutralität bis 2030 – gemessen und bei Nichteinhaltung wird Siemens darum in diesem Punkt angreifbar bleiben. Das Beispiel beweist: Presuregroups waren noch nie so stark wie heute und werden wohl – auch wegen diesem Erfolg – nicht so schnell zurückkrebsen.