Text: Prof. Marco Casanova, lic.rer.pol. ist Studienleiter des CAS Reputationsmanagement an der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW – Bild: Adobe
Was kommt nun als nächstes und was will Musk tatsächlich mit diesen durch Ihn medienwirksam inszenierten Investitionen bewirken?
Beurteilt man diese Aktivitäten emotionslos, so ergibt sich folgender faktischer Sachverhalt: bis zum 14. Februar ist der Wert von Bitcoin - seit der Bekanntgabe der Investition von Musk sieben Tage vorher - von knapp 34‘000 CHF auf über 43‘000 gestiegen. Die GameStop Aktie notierte Anfangs Jahr bei knapp 19 Dollar, war zwischenzeitlich bei 347 Dollar (27. Januar) und steht aktuell bei 52,4 Dollar. Der Wert von Dogecoin hat sich seit Ende Januar von einem Cent auf über sechs Cent versechsfacht. Der Experte Glen Goodman, Buchautor von The Crypto Trader, sagt dazu: „in welche Richtung sich der Wert von Dogecoin bewegt, wird ausschliesslich durch die Launen von Elon Musk beeinflusst. Wenn Musk des Witzes irgendwann überdrüssig wird, erwarten Sie nicht, dass der Wert erhalten bleibt.“
Eine mögliche Erklärung kann sein, dass Musk – nach dem ähnlichen Strickmuster verfährt, wie Donald Trump dies während seiner vierjährigen Präsidentschaft gemacht hat – immer wieder Nebenschauplätze medial befeuert, um von den wirklich relevanten Themen abzulenken. Denn bei seinen eigenen Unternehmen SpaceX und Tesla – bei denen er in der Verantwortung steht – läuft es in der Realwirtschaft – im Gegensatz zu den Finanzmärkten an denen die Tesla Aktie letztes Jahr um astronomische 700% gestiegen ist, wodurch Tesla zum fünftwertvollsten börsennotierten Unternehmen in den USA wurde - alles andere als rund.
Letzte Woche ist eine SpaceX Rakete beim Landeversuch explodiert. Tesla hat in seiner 17jährigen Geschichte noch nie einen operativen Gewinn erwirtschaftet. Wenn man sich den Nettogewinn von Tesla im Geschäftsjahr 2020 von 721 Mio Dollar genauer anschaut, stellt man fest, dass dieser Gewinn nicht dank dem Verkauf von eigenen Autos erzielt wurde. Denn in elf US-Bundesstaaten wird von den Autoherstellern verlangt, dass sie einen bestimmten Prozentsatz an emissionsfreien Fahrzeugen verkaufen.
Wenn sie dies nicht tun, müssen die Autohersteller regulatorische Kredite von einem anderen Autohersteller kaufen, der diese Anforderungen erfüllt. Dies hat Tesla in den letzten fünf Jahren 3,3 Milliarden Dollar eingebracht, fast die Hälfte davon, 1,6 Milliarden Dollar im Jahr 2020.
Das tatsächliche Kurs-Gewinn-Verhältnis KGV lag im 2020 bei Tesla bei astronomischen 1’275. Zum Vergleich; bei Apple ist es 41, bei Nestlé 24 und bei der UBS 7,4 (das KGV sagt aus, wie viele Jahre das Unternehmen in Zukunft denselben Gewinn je Aktie erzielen muss, bis der gegenwärtige Kurswert erreicht ist).
Auch aus Reputationssicht bewegt sich die Personal Brand Elon Musk und seine mit Ihm eng verknüpfte Marke Tesla zusehend auf dünnem Eis. Denn es besteht das relativ hohe Risiko, dass sich Elon Musk verheizt (deswegen der Vergleich mit Ikarus, der aus Übermut mit seinen Flügeln der Sonne zu nahe kam und abstürzte).
Die Gefahr ist real, dass Musk zunehmend als prinzipienloser Zocker wahrgenommen wird, was das innige Verhältnis der Tesla Fans merklich abkühlen lassen wird zu Ihm und seiner Elektroauto Marke, denn seine wahrnehmbare Identität (Markenkern) wird durch seine öffentlich beobachtbaren Handlungen verwässert und seine Positionierung als Visionär und vor allem Nachhaltigkeits-Guru mit seinen Elektroautos wird nun durch seine Investitionen in Bitcoin konterkariert. Denn die Bitcoin Herstellung und Nutzung verbraucht eine schier unvorstellbare Menge an Energie. Der Bitcoin verbraucht aktuell rund 124 Terawattstunden Strom pro Jahr (?!). Dies ist beispielsweise mehr als die ganze Schweiz mit 56 und Österreich mit 67 Terawattstunden Strom im 2020 zusammen verbraucht haben (Quelle: Cambridge Bitcoin Electricity Consumption Index).
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