Ein Reputation Management Dashboard verbindet mit einem 360-Grad-Ansatz 16 Performance Indikator Felder – mit über 120 Marken-Wirksamkeits-Faktoren – statisch oder dynamisch für ein integriertes Reputationsmanagement. Dabei kombiniert der Chief Reputation Officer (CRO) neben allen digitalen Qualitäten auch sämtliche nicht automatisch zusammenziehbaren, digitalen Quellen, sogenannte analoge Qualitäten, wie z.B. Kunden- oder Lieferantenumfragen, Word of Mouth und Flurgespräche sowie andere nicht-digitale Informationen. Auf dieser Basis hat CRO.SWISS schon im Oktober 2020 den obenstehenden, integrierten Reputationsbericht für die zweitgrösste Bank der Schweiz vorausgesagt.
Leider geschehen fast wöchentlich grosse Fälle, welche die Reputation betreffen. Dabei wäre Reputation eigentlich ein hohes Gut. Doch Vertrauen, Respekt und Glaubwürdigkeit werden mit Füssen getreten. Dabei wäre gerade die aktuelle Transformation – wegen der rasend schnell laufenden Digitalisierung – bald der letzt mögliche Zeitpunkt, die Wichtigkeit von Reputation zu verstehen!
Tatsächlich würde die aktuelle Transformation ein «Zurück zum Menschen» bedeuten. Denn Vertrauen, Integrität und Ethik werden wichtiger denn je. Organisationen und Führungskräfte, welche in einem dynamischen Markt bestehen wollen, müssen in der Lage sein, diese Fähigkeiten als neue Währung der Zukunft zu kennen.
So sind die aktuellen Probleme bei der global tätigen Schweizer «too-big-to-fail»-Bank wohl mindestens indirekt das Resultat einer fast bizarr anmutenden Auseinandersetzung im C-Level.
So wurde einer der beiden Top-Kader aufgrund eines Wechsels zu einer anderen globalen Bank beschattet. Interne Stellen hatten nicht die Kraft, schnell zu reagieren. Die Geschichte nahm in der Öffentlichkeit Fahrt auf und endete tragisch. Es kam zu einem Todesfall in der beauftragten Detektei. Der erste Schaden war damit auch am Ruf der Grossbank angerichtet.
Doch das mediale Hin und Her rund um die Beschattungsaffäre wollte einfach nicht abreissen und so wurden nach der Schweiz auch alle anderen Finanzplätze der Welt über die Vorfälle ins Staunen versetzt.
Die Finanzgesellschaft leitete zwar eine interne Untersuchung ein und entliess auch einen genug hoch gestellten Mitarbeitenden. Sogar die Finanzmarktaufsicht Finma nahm Ende Januar 2020 die Rolle des Führungsgremiums unter die Lupe. Welle für Welle erfasste der Tsunami die gesamte Unternehmensspitze und drohte, die Bank in eine veritable Krise zu stürzen.
Monate nach Bekanntwerden der ersten Vorfälle erfolgte schliesslich der Machtwechsel! Konzernchef Tidjane Thiam trat zurück. Der scheidende CEO legte am 13. Februar 2020 zum letzten Mal die Jahreszahlen vor und verliess die Credit Suisse mit einem Reingewinn von 3,42 Milliarden Franken.
In seine Fussstapfen folgte der damalige CS-Schweiz-Chef Thomas Gottstein. Der bestehende Verwaltungsratspräsident Urs Rohner bleibt. Doch was ist das Wert, in Anbetracht des «Manifests» vom World Economic Forum 2020, dass es doch ab sofort nicht mehr nur um den Reingewinn eines Konzernes gehen soll?
«Der beste Weg, die unterschiedlichen Interessen aller Beteiligten zu verstehen und zu harmonisieren, ist ein gemeinsames Engagement für politische Massnahmen und Entscheidungen, die den langfristigen Wohlstand eines Unternehmens stärken», sagt zusammengefasst das White Paper «Measuring Stakeholder Capitalism» des WEF vom August 2020.
Demnach ist der Zweck eines Unternehmens, alle seine Stakeholder in die gemeinsame und nachhaltige Wertschöpfung einzubinden. Bei der Schaffung eines solchen Wertes dient ein Unternehmen nicht nur seinen Aktionären, sondern allen seinen Stakeholdern: Mitarbeitenden, Kunden, Lieferanten, lokalen Gemeinschaften und der Gesellschaft im Allgemeinen.
Das Bewusstsein, dass dafür die Reputation ein entscheidender Wertschöpfungsfaktor der Zukunft sein wird, wächst aber leider nur sehr langsam.
So wie es rund um das Thema ESG noch viel zu viel Greenwashing gibt, wird das Thema Reputation immer noch viel zu oft rückwärtsorientiert verstanden. Dabei geht es längst nicht nur darum, Organisationen möglichst gut aussehen lassen zu wollen sowie um das Abhaken von Kriterien, so dass minimale Standards erfüllt werden. Die Reputation einer Organisation ist entscheidend für das unterstützende oder abstossende Verhalten aller Stakeholder und daher eine der wertvollsten immateriellen Ressourcen.
Dass nun ausgerechnet eine Bank, welche sich schliesslich am besten mit Assets auskennen müsste, ihr eigenes, grösstes immaterielles Asset derart beschädigt, irritiert umso mehr!
Aus Reputationssicht haben denn scheinbar viele internationale Stakeholder das Vertrauen in das einst angesehene Schweizer Institut verloren. Das zeigte sich in den letzten Wochen am Aktienkurs. Denn CHF 9,80 wären ein grossartiger Zeitpunkt zum Kaufen. Schliesslich haben aber nur wenige diese Gelegenheit genutzt. Stattdessen haben Investoren ihre Positionen eher abgebaut oder diese zögerten. Denn bei aller Tragik in unmittelbarem Zusammenhang mit dem US-Hedgefonds Archegos oder dem Finanzvehikel Greensil; gerade Investoren haben auch den Abbau der Marktkapitalisierung in den letzten drei Jahren – von 42 auf 26 Mia. USD – nicht vergessen.
So gesehen geht es längst nicht mehr «nur» um die Frage eines neuen Purpose oder darum, warum die Schweiz zwei systemrelevante Banken braucht oder wie sich diese differenzieren. Es geht auch nicht mehr darum, wer aus den Führungspositionen (13 Top-Management-Positionen wurden in vierzehn Monaten ja schon neu besetzt) als nächstes gefeuert werden kann.
Und ja, Wachstumschancen mögen dann nicht mehr so riesig sein. Es kann auch sein, dass damit die Boni für ein paar ganz, ganz, ganz wenige nicht mehr derart weltfremd ausfallen. Aber ganz ehrlich: Wenn dafür weniger Risiken und vielleicht auch weniger Gier resultieren, erleben wir bereits zwei enorme Effekte für eine nachhaltigere Welt. Verlässliche Strukturen und etwas berechenbarere Unternehmen sind auf jeden Fall ein guter Weg, das Vertrauen der verschiedenen Stakeholder-Gruppen zurückzugewinnen.
Somit stirbt die Hoffnung zuletzt, dass Antonio Horta-Osorio – der designierte Nachfolger von Urs Rohner – ein neues Bewusstsein dafür hat, dass eine gute Reputation auch der entscheidende Wertschöpfungsfaktor der CS-Zukunft sein wird. Ein Reputationsbericht wäre der beste nächste Schritt!
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