Dass Reputation extrem wichtig für den Erfolg ist, ist eine anerkannte Tatsache, über Epochen und Kulturen hinweg. Auch in der Wirtschaft ist Reputation für den Erfolg, für das Überleben und Verbleiben entscheidend. So gab es immer wieder Wellen, in denen sich Verwaltungsräte und Geschäftsleitungen intensiv mit Reputation auseinandergesetzt haben. Vor allem dann, wenn Krisen ganze Branchen oder Firmen in Turbulenzen brachten. Und doch hat sich das Thema strukturell-operativ in diesen Gremien bisher nicht etabliert – weil es zuletzt zu wenig fassbar, zu wenig messbar, zu wenig beeinflussbar war. Nun aber wendet sich das Blatt.
Auch wenn es immer noch eine inflationäre Verwendung des Begriffs Reputation für alle möglichen Konstrukte, Modelle und Ideen gibt, so wurde doch in den letzten Jahren einigermassen abschliessend geklärt, was Reputation ist. Zum Beispiel wie Reputation in Abgrenzung zum Image oder zur Marke wirkt, wie sie entsteht und wie entsprechend auf die eigene Reputation Einfluss genommen werden kann. In den letzten Jahren wurden darauf aufbauend Instrumente entwickelt, durch die Reputation sowohl von einer Risikoperspektive als auch von einer Chancenperspektive besser gestaltbar wird. Und es wurden Prozesse und Hilfsmittel verfeinert, mit denen bei Krisen ein reputationaler Flächenbrand eingedämmt werden kann. Denn Krisen lassen sich nach wie vor nicht ausschliessen, und es wird immer einen Teil der Reputation geben, der sich nicht steuern lässt. Aber der gestaltbare Teil ist durch die Erkenntnisse und Fortschritte heute so gross, dass er in der Unternehmensführung nicht mehr verantwortungsvoll ausgeklammert werden kann.
In der Funktion als Kommunikationsleiter der Schweizer Post, möchte ich aus folgenden Gründen bei dieser «Reputations-Renaissance» dabei sein:
Die Post hat vor zwei Jahren einen der grössten Reputationsschäden ihrer Geschichte erlebt. Das sagen nicht ich oder die Post, das sagen die Medien und die Öffentlichkeit. Die Post hat zudem im Mai 2020 ihre Strategie für das angebrochene Jahrzehnt vorgestellt, und auch wenn diese sehr positiv aufgenommen wurde, so wurde in der Berichterstattung doch immer wieder das Framing mit diesem Reputationsschaden vorgenommen. Für mich als Kommunikationsleiter bedeutet dies, dass mit dem neuen strategischen Kapitel auch ein neues Kapitel für die Kommunikation bei der Post aufgeschlagen werden muss. Und zwar eines, das «gute Reputation» als Leitstern aller Anstrengungen wählt.
Werden wir damit Krisen vermeiden? Nein, denn es hängt nicht nur von der Kommunikation ab, ob eine selbstverschuldete Krise eintritt, sondern von der Gestaltung der Realität – also von den Entscheidungen, die tagtäglich getroffen werden – und dies findet überall in einem Unternehmen statt. Werden wir Skandale vermeiden? Nein, denn was ein Skandal ist oder nicht, entscheidet sich in den (auch «sozialen») Medien. Oft reicht aber auch der sprichwörtliche Sack Reis, der in China umfällt, für einen vermeintlichen Skandal. Ohne Skandalbewirtschaftung, oder positiv formuliert, ohne die Befriedigung der Sensationslust von uns Leser/-innen, Zuhörer/-innen und Zuschauer/-innen wäre die Medienlandschaft noch um einiges grauer. Werden wir zum allseits geliebten Star werden? Nein, denn auch wir müssen uns im Wettbewerb behaupten und dafür unbequeme Entscheidungen treffen. Die Erwartungen und Anforderungen, die an die Post gestellt werden, sind zu gegensätzlich und häufig zu ideologisch geprägt für pure Harmonie. Wozu also?
Die Absicht, aus dem Reputationsschaden des Jahres 2018 zu lernen, das Selbstverständnis, als Kommunikationsabteilung der erste Anwalt im Dienste der Reputation im Unternehmen zu sein, wie auch das Bewusstsein, Kommunikation so zu gestalten, dass sie den Weg ebnet für eine gute Reputation, werden mindestens die Hälfte des Weges zum Ziel ausmachen. Und die andere Hälfte verspreche ich mir auch vom Austausch unter dem Dach von CRO.SWISS, mit neuen Mess- und Beeinflussungsmöglichkeiten, zu den Erfahrungen und Hilfsmitteln sowie den Möglichkeiten des Lernens und Weiterentwickelns der Erkenntnisse und Kompetenzen in diesem Gebiet.
Die Post hat beim Thema Reputation womöglich einen gewissen Vorteil und Vorsprung. Die Vorfälle von 2018 haben dazu geführt, dass die Post nun eine Governance hat, die den neuesten Erkenntnissen und Ansprüchen gerecht wird. Die Post startet die Umsetzung einer neuen Strategie mit vielen neuen Kräften in der Unternehmensführung, sowohl im Verwaltungsrat als auch in der Konzernleitung, und die Post hat ein verstärktes, modernisiertes Risiko-Management. Vor allem aber hat die Post eine Kommunikationsabteilung, die in der Konzernleitung vertreten ist, in der alle kommunikativen Fäden zusammenlaufen und wo die wesentlichen kommunikativen Schnittstellen nach innen und aussen gestaltet werden: von Medien, Politik, Mitarbeitenden, Privat- und Geschäftskunden über Social-Media- und Online-Gemeinschaften bis hin zur Gestaltung der User Experience in den digitalen Zugangskanälen.
All dies – Governance, Risiko-Management, Kommunikation – schafft gute Voraussetzungen, um dem Anspruch einer guten Reputation als Leitstern gerecht zu werden. Diese Voraussetzungen sind Chance und Auftrag. Diese Voraussetzungen sind aber auch nötig. Denn die Post ist nicht nur aufgrund ihrer jüngeren Vergangenheit prädestiniert, sich guter Reputation zu verschreiben, sondern auch weil es wenige Unternehmen in der Schweiz gibt, die ähnlich exponiert sind. Die Post ist eines der am stärksten beobachteten und kommentierten Unternehmen der Schweiz. Es gibt kaum jemanden, der keine Erlebnisse, Erwartungen oder Meinungen in Bezug auf die Post hat. Als Organisation hängt die Post vom Urteil all dieser Anspruchsgruppen ab. Die Reputation der Post, als Verdichtung all dieser Urteile, wird so zum zentralen Leitstern der gesamten Unternehmensführung. Eine seriöse, auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierende Auseinandersetzung mit Reputation ist für die Post deshalb ein erfolgskritischer Faktor.
Das Wort Reputation ist immer häufiger in den Medien anzutreffen. Das Bewusstsein, um den Wert eines guten Rufes ist nicht vorhanden. Dieser Vortrag ändert alles.
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